Autor: Eižens Upmanis, Mag.arch.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Veranstaltung der Industrie- und Gewerbeausstellungen infolge der neuen technischen Entdeckungen und Erfindungen sowie auf deren Grundlage und der Entwicklung der Wirtschaft zum charakteristischen Kennzeichen des Zeitalters geworden. Deren Ziel war es, das Publikum mit den neuen Errungenschaften sowie Produkten bekannt zu machen und den anderen Städten bzw. Ländern die Erfolge der Wirtschaft zu demonstrieren.
In den Hauptstädten verschiedener Länder und in anderen Wirtschaftszentren wurden sowohl lokale als auch internationale und Weltausstellungen veranstaltet. Zu solchen traditionellen Ausstellungsorten sind London, Wien, Paris geworden. Unternehmer und Interessenten aus vielen Ländern besuchten diese Ausstellungen, die auf solche Weise zu wichtigen Treffpunkten und Stätten des Informationsaustausches, aber auch zu Unterhaltungszentren geworden sind.
Die erste Ausstellung für Industrie und Gewerbe wurde in Rīga im Sommer 1883 veranstaltet, in der Erzeugnisse und Produkte aus Rīga, baltischen Provinzen und mehreren Städten der Westgouvernements Russlands ausgestellt wurden. Die Ausstellung fand Beachtung sowie Anerkennung der Besucher.
Während der Vorbereitungen auf das baldige 700- jährige Stadtjubiläum Rīgas kam man auf den Gedanken, das Stadtfest mit der Veranstaltung einer breiten Ausstellung für Industrie- und Gewerbe zu feiern.
Ende 1899 hat die Bausektion der Ausstellung den Wettbewerb für den Entwurf des Situationsplans und der Skizzen zum Bauprojekt ausgeschrieben. Die Wettbewerbsentwürfe waren am 1. Februar 1900 einzureichen. Insgesamt wurden 9 Projekte eingereicht, und der erste Preis wurde dem Projekt „1901” zugesprochen, dessen Autor der Architekt Max Scherwinsky war.
In der Skizze wurde in Grundzügen vorgesehen, dass die Ausstellung auf der Esplanade veranstaltet wird, mit dem Haupteingang und dem Vorplatz gegen die Reimersstraße. Außerdem wurde der Bau einer Brücke geplant, die den Ausstellungsort mit dem Schützengarten verbinden sollte.
Nach der Bestätigung des Skizzenplans begann Max Scherwinsky die Herausarbeitung der Baupläne und den Entwurf von Ausstellungsbauten, wobei die Leitung der Bauarbeiten dem Architekten Alfred Aschenkampff anvertraut wurde.
Max Scherwinsky hatte bereits gewisse Erfahrung in der Veranstaltung von Ausstellungen. 1883 hat er als junger Mitarbeiter im Büro des Bauunternehmers Robert Häusermann die erste Industrie- und Gewerbeausstellung Rīgas vorbereitet. Um die neusten Tendenzen in der Veranstaltung von Ausstellungen kennenzulernen, besuchte er 1900 die Weltausstellung in Paris.
Ausstellungshallen wurden auf der Esplanade kompositionell symmetrisch gegen die Querachse des Platzes mit dem Haupteingang vom Todtlebenboulevard (heute Kalpaka bulv.) untergebracht. Der gegen den Eingang geöffnete Vorplatz wurde von der Seite der Esplanade durch eine Halbkreisgalerie abgeschlossen, die fast einladend auf die Besucher wirkte und zur Besichtigung der Ausstellung aufmunterte. Im Zentrum des Halbkreises wurde das Hauptgebäude der Ausstellung - die Große Industriehalle - untergebracht, und an beiden Seiten der Ausstellung das große Restaurant und die Bauhalle, die durch die offene Galerie zu einem kompositionellen Ganzen vereinigt wurden.
Vor der Großen Halle wurde ein Springbrunnen gebaut, auf dem Rīga symbolisch als eine Frauengestalt auf dem Schiff dargestellt wurde, das aus der Stadt der weiten Welt entgegen in die See sticht, und darüber Genius des Fortschrittes mit der Laterne in der hoch vorgestreckten Hand. Der Architekt selbst hat das Motiv der Gesamtkomposition so gedeutet: Rīga als Zentrum für Handel, Industrie und Kunstgewerbe führt seine Produkte in die Welt hinaus, wozu der Genius der Wissenschaft mit seiner Leuchte den Weg weist. Diese Allegorie entsprach völlig der Gesamtkonzeption der Ausstellung.
Weitere Informationen werden in der virtuellen Ausstellung, festgelegt wird bis April 2016.