Autor: Agrita Tipāne, Dr. arch.
Dank dem technischen Fortschritt am Ende des 19. und am Anfang des 20.Jahrhunderts veränderte sich das Leben der Menschen. Mit der Entwicklung der Wissenschaft und der Technik begannen die Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts neue Beleuchtungsarten zu benutzen, neue Wasserversorgungs- und Kanalisationsnetze zu bauen, die Heizung zu modernisieren und neue Verkehrsmittel einzuführen. Veränderungen gab es in verschiedenen Bereichen – in der Stadt begann der Verkehr der Straßenbahnen und Autos, das Beleuchtungsproblem in der Stadt und in Räumen wurde gelöst, die Stadt wurde mit gutem Trinkwasser versorgt und eine Kanalisation gebaut, in vielen Häusern wurden moderne Heizungsanlagen eingebaut. Auch das Verhalten des Menschen gegenüber der Natur und ihrem Körper veränderte sich. Die Menschen begannen mehr für ihre Gesundheit und Hygiene zu sorgen.
Bedeutend war für die Entwicklung der Stadt Riga die Zeitperiode, in der Georg Armitstead zum Stadtoberhaupt wurde, der viele Neuerungen unterstützte und einführte (1. Abb.). Einen neuen Ansporn für die Entwicklung der Technik gab auch die Ausstellung des Jahres 1901, in der viele Firmen für die neuesten Errungenschaften Werbung machten (2. Abb.).
Die wesentlichsten Veränderungen erlebte die Beleuchtung der Städte und Häuser. Seit alters her wurden Räume mit Kerzen aus Palmenöl, Talg oder Stearin verhältnismäßig schwach beleuchtet. Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man für die Beleuchtung der Räume Öllampen (Lichtstärke von 3 Kerzen) zu benutzen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Gaslampen mit einer Lichtstärke von 12 - 15 Kerzen erfunden. Die Gasbeleuchtung verwendete man aber hauptsächlich für die Außenbeleuchtung in der Stadt, denn in Räumen wurden Gaslampen als gefährlich befunden und zu Hause deswegen selten genutzt. An die Modernisierung der Stadtbeleuchtung begann der Rigaer Stadtrat schon in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zu denken, aber erst im Jahre 1858 bekam Riga die Genehmigung des Generalgouverneurs von Livland, Gasbeleuchtung einzurichten. Im Jahre 1862 wurde an der Stelle der ehemaligen Jakobsraveline am Stadtkanal die erste Gasfabrik in Riga gebaut und ein Netz von 28,5 km langen gusseisernen Röhren verlegt. Man begann die Stadtstraßen mit Gaslaternen zu beleuchten (3.Abb.). In der Stadt wurden 678 Gaslaternen aufgestellt, doch dieser Betrieb allein konnte die Stadt nicht völlig mit Gas versorgen und so wurde von 1874 – 1875 der zweite Betrieb zwischen der Matīsa- und der Bruņinieku Strasse (4., 5. Abb.) gebaut. Im Jahre 1882 hat man ihn modernisiert, erweitert, umgebaut und er wurde zum Haupthersteller des Gases in Riga. Die alte Gasfabrik am Kanal wurde im Jahre 1907 geschlossen.
Im Jahre 1890 hat der Stadtrat die Frage nach der Notwendigkeit des Kraftwerkes diskutiert. Es wurde beschlossen, Erfahrungen von Europa und Russland einzuholen sowie eine Umfrage der Einwohner durchzuführen. Der grösste Teil der Stadtbewohner unterstützte die Neuerungen – die Beleuchtung der Behausungen mit elektrischem Strom und den Bau eines neuen Kraftwerkes. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten privaten Kraftwerke gebaut, die nicht groß waren und nur einige Stadtviertel mit Strom versorgten. Die Nachfrage an Elektrizität nahm zu und im Jahre 1901 faßte der Rigaer Stadtrat den Beschluss, ein elektrisches Zentralkraftwerk auf der Insel Andrejsala zu bauen. Das Projekt wurde von Oskar von Müller (1855 - 1934), dem deutschen Grundleger der elektrischen Energie, ausgearbeitet (6. Abb.) und im Jahre 1903 bestätigt, wobei die Erbauung in 3 Etappen vorgesehen war. Der Architekt Karl Felsko erarbeitete das Bauprojekt (7. Abb.). Der Stadtbürgermeister Georg Armitstead eröffnete das elektrische Kraftwerk feierlich im Jahre 1905. 625 Kunden wurden mit Elektrizität versorgt und in der Stadt wurden die ersten 20 elektrischen Beleuchtungslaternen am Alexanderboulevard (jetzt Brīvības) bis zur Kreuzung Elisabetstrasse aufgestellt (8.Abb.). Für die Beleuchtung von Wohnräumen benutzte man am Ende des 19. Jahrhunderts noch immer Öllampen, die später durch Petroleumlampen ersetzt wurden. Das war ein Schritt vorwärts in die Beleuchtung der Innenräume, denn man begann schon Deckenpetroleumlampen herzustellen, die einen relativ großen Raum erhellen konnten. Solche Lampen verbreitete Emil Ernst Hoflinger, ein Händler aus Deutschland, in Riga, der sein Lampen- und Petroleumgeschäft in der Neustraße (Jauniela) öffnete.
Weitere Informationen werden in der virtuellen Ausstellung, festgelegt wird bis April 2016.