Autor: Aija Taimiņa, Dr. philol.
Am deutlichsten sichtbar ist der Einfluss der neuen Kunstrichtung – des Jugendstils – in der Buchgraphik. Zu charakteristischen und für Lettland spezifischen Kennzeichen des Jugendstils auf internationaler Ebene wurden Vignetten und Buchdeckelskizzen der ersten lettischen Berufskünstler. Die ausdrucksvollsten Arbeiten charakterisiert eine mit nationalethnographischen Motiven arbeitende Figürlichkeit, die die Formensprache des neuen Stils verwendet. Buchgestaltung und Druckkunst wurden zu schnell reagierenden Verkündern der qualitativen Veränderungen der neuen Kunst.
Die neuen mit dem Jugendstil verbundenen Tendenzen förderten die Popularität des künstlerisch gestalteten Buches. Noch 1912 bis 1914 sind in der Gestaltung mancher Bücher Elemente des Jugendstils anzutreffen.
Die erste Bekanntmachung mit dem Jugendstil geschah in Lettland durch die Rigaer deutschen Verlage, die Periodika und Bücher sowohl auf Lettisch als auch auf Deutsch herausgaben.
Das Gesamtbild des lettischen Verlagswesens und die Tendenzen in der Buchgestaltung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sind nur im Kontext der in der deutschen Buchgestaltung und im Verlagswesen herrschenden Situation zu verstehen. Die enge Verbindung zu den Neuerungen in der deutschen Kunst (vor allem in der Graphik und in der angewandten dekorativen Kunst, in der Druckkunst und im Druckhandwerk) schufen Voraussetzungen für eine allmähliche Übertragung und für eine Adaption neuer Ideen und neuer Prinzipien der Buchgestaltung in Lettland.
Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England geborene Arts-and-Crafts-Bewegung triumphierte um die Jahrhundertwende in Deutschland, wo Richard Wagners Idee vom Gesamtkunstwerk bereits einen fruchtbaren Boden für den neuen Kunst- und Lebensstil bereitet hatte. Die neue Kunst verwandelte die Grundlagen der Kunst und des alltäglichen Lebens und forderte die Schaffung von in Idee und Ausführung einheitlichen Kunstwerken, insbesondere in der angewandten Kunst als einem Bestandteil des alltäglichen Lebens und als Basis der Kultur. Der Vorstellung vom einheitlichen Kunstwerk konsolidierte und bestimmte auch die äußere und innere Gestaltung des Buches. Graphik, Druck und Einband, das Papier und dessen Farbton wurden zu Bestandteilen eines einheitlichen Ensembles. Die neue Ästhetik beeinflusste vor allem die Buchgraphik.
Weitere Informationen werden in der virtuellen Ausstellung, festgelegt wird bis April 2016.