Autor: Pēteris Korsaks
Der Bedeutsamkeit nach ist die Erfindung der Fotografie mit der Erfindung des Fahrrades und der Herausbildung der Schrift vergleichbar. Die rasche Verbreitung der Fotografie ergab die Möglichkeit, ein wesentlich preiswerteres Bild im Vergleich mit dem bei einem Maler bestellten Porträt zu bekommen.
Der neue Gewerbezweig Fotografie vervollkommnete sich technisch rapide gleich nach deren Entdeckung und fand eine weite Verbreitung in verschiedensten Bereichen wie Gerichtsmedizin, Ethnografie, Architektur, Wissenschaft u.a.m. Das neue visuelle Ausdrucksmittel verbreitete sich mit unfassbarer Geschwindigkeit, ohne die Staatsgrenzen zu beachten.
Das Aufblühen der Fotografie in Lettland war mit dem allgemeinen Aufblühen der Fotografie in Westeuropa eng verbunden. Es wurden viele Fotografische Gesellschaften gegründet – in Wien, Paris, London, St. Petersburg und auch in Riga, das sich, da es inmitten günstiger Verkehrs- und Wasserstraßen zwischen West und Ost lag, allmählich zu einer Stadt mit einer bedeutenden Industrie entwickelte. Fotografen, die nach St. Petersburg oder Warschau unterwegs waren, machten nicht selten für einige Zeit in Riga halt und eröffneten hier saisonbedingte Fotoateliers; im ersten Jahrzehnt nach der Entdeckung der Fotografie, in der sogenannten Daguerreotypienzeit, waren es Franzosen, Italiener und Deutsche.[1] Im 19. Jh. gehörte das Monopol auf Amateurfotografie den Deutschen, obwohl auch lettische Fotografen ihnen „auf den Fersen saßen“. An der neuen Erfindung als Mittel der Selbstausdrucksweise waren auch bemittelte lettische Bauern und Lehrer interessiert. So lernte der „Vater“ der lettischen Fotografie Mārtiņš Buclers[2] den Beruf des Fotografen von 1894 bis 1897 bei einem der ältesten Rigaer deutschen Fotografen Robert Borchardt, der seine Tätigkeit noch in der Daguerreotypienzeit, 1850[3], begonnen hatte. Die Zunahme der Bevölkerung in Riga zu Beginn des 20. Jh. förderte den Zuwachs der Anzahl der Fotoateliers, weil die Fotografie als eine neue Erscheinung das Interesse der Bevölkerung fand – wenn es keine Nachfrage gäbe, gäbe es auch kein Angebot. 1862 gab es in Riga etwa 20 Fotoateliers, 1905 – schon 37, 1910 ̶ 45, und am Vorabend des ersten Weltkrieges waren es bereits etwa 60 Fotoateliers. Es entstand Konkurrenz zwischen den Fotografen, und der Anteil der lettischen Fotografen nahm zu.
Weitere Informationen werden in der virtuellen Ausstellung, festgelegt wird bis April 2016.
[1] Das Inland. – 1842. ̶ Nr.39. – S. 338.
[2] Latvijas fotomāksla: vēsture un mūsdienas / Sast. P. Zeile. – Rīga: Liesma, 1985. ̶ 62. lpp.
[3] Ebenda.